Liebe Leserinnen, liebe Leser,
Da wird mitgemeint, mitkommuniziert, mitdiskriminiert, da wird von “Rentnerdemokratie”
(Altbundespräsident Roman Herzog, Interview mit Bild 2008) geschwurbelt,dass alle Parteien überproportional die Interessen der Alten berücksichtigen würden etc.etc.
Die Professorin für Politische Soziologie, Silke van Dyk, de-koboldisiert diesen
diskriminierenden Krisen-Heraufbeschwörungs- Sprech, indem sie darauf hinweist, dass allein das Begriffsrepertoire – Vergreisung, Gerontokratie, Überalterung, eine Krisenerzählung ist, dass der wissenschaftliche Begriff “Alterung” sei.
Also mein Kommentar: ein typisches Beispiel für die mangelnde Bereitschaft in Teilen der Bevölkerung und der Politik, Entwicklungen sachlich zu benennen, eine Tendenz, die wir
alle, ob jung oder alt, bemerken und die wir kritisch reflektieren und vermeiden sollten- aber,
wie C, G. Jung an einer Stelle so klug sinngemäß bemerkt hat: Urteilen fällt leicht, Denken
fällt schwer.
Dass die Wahrnehmung vom großen, überproportionalen Einfluss der älteren Menschen (Ja, es handelt sich um Menschen!) nicht den Gegebenheiten entspricht: Der Anteil dieser Bevölkerungsgruppe wird überschätzt, der Anteil der Pflegebedürftigen massiv unterschätzt.
Interessant ist aus meiner Erfahrung, dass ich häufig, u.a. im französischen Fernsehen sehr
empathische Sendungen über das Elend, die Einsamkeit, die Verwahrlosung dieser benachteiligten Gruppen erlebe. Laut Antidiskriminierungsstelle des Bundes ist die Wahrnehmung in der Bevölkerung verbreitet, ältere Menschen gehörten zur eher konservativen Wählerschaft, denen vorrangig altersspezifische Interessen am Herzen lägen.
Gegen das Bild der opportunistisch wählenden Rentnerinnen und Rentner spricht die Tatsache, dass das Bild einer angeblich nicht gesamtpolitisch denkenden Altersgruppe nicht aufrechtzuerhalten ist- auch angesichts der Tatsache, dass die Altenpflege chronisch
unterfinanziert ist und immer wieder zu Recht ein Pflegenotstand ausgerufen wird.
Und überhaupt Pflege- übernehmen nicht die Älteren Aufgaben der Fürsorge für die
Nachkommen ihrer Kinder und Kindeskinder, weil immer noch viele Kinder auf die Omis und
Opis absolut angewiesen sind, damit die jüngere Familie nicht auseinanderbricht vor Überforderung? Oder die Scherben gekittet werden? Und auch nochmal Thema
Pflegenotstand: Meist übernehmen doch die Frauen (ja, oft auch die Männer), die Fürsorge für gebrechliche Eltern und Verwandte oder Partner.innen, die sie selbstverständlich und
aufopferungsvoll betreuen. Es wird einfach als kulturelle Pflicht gesehen, die Rolle vor allem
der Frauen (natürlich aller Verwandten, die pflegen) wird somit endlos fortgeschrieben,
selbst wenn es physisch, psychisch, materiell und humanitär häufigst eine Überforderung
darstellt.
Da ist doch der Verdacht angebracht und naheliegend, dass es sich um einen
herbeigeredeten Generationenkonflikt dreht, und, wie es im Tagesspiegel-Artikel
(Tagesspiegel, Montag 17.Juli 23)absolut passend heißt, durchzieht vor allem auch die
Spaltung zwischen privilegiert und bedürftig alle Altersgruppen- und das ist keine private
Aufgabe!
Ist das Thema Alter und Hochsensibilität auch ein Thema für dich? Dann melde dich gleich zu einem kostenlosen Kennenlerngespräch mit mir an.
Es grüßt herzlich
Gerlind